- AutorIn
- Jessica Kaune
- Titel
- Völkerrechtliche Grundlagen für die Rückgabe von Kulturgut aus kolonialen Kontexten
- Untertitel
- ein Beitrag zur Lösung postkolonialer Konflikte
- Zitierfähige Url:
- https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-944863
- Schriftenreihe
- Beiträge des UNESCO-Lehrstuhls für Internationale Beziehungen
- Bandnummer
- 19/2024
- Erstveröffentlichung
- 2024
- ISSN
- 2198-0136
- DOI
- https://doi.org/10.25368/2024.318
- Abstract (DE)
- Die Diskussion um die Rückgabe von Kulturgut aus kolonialen Kontexten hat in den letzten Jahren wieder verstärkt an Aufmerksamkeit gewonnen. Zwar wurden einige Kulturgüter an die Ursprungsländer zurückgegeben, doch der Großteil des unter kolonialen Bedingungen entwendeten Kulturguts befindet sich weiterhin in westlichen Sammlungen. Die Rückgabe dieser Kulturgüter könnte einen wichtigen Beitrag zur Lösung postkolonialer Konflikte leisten. Diese Arbeit betrachtet die Rückgabedebatte aus einer völkerrechtlichen Perspektive und geht der Frage nach, inwiefern das Völkerrecht einen allgemeinen Rückgabeanspruch seitens der Ursprungsländer auf ihr unter kolonialen Bedingungen verbrachtes Kulturgut beinhaltet. Dazu werden zunächst die völkerrechtlichen Grundlagen auf mögliche Rückgabeansprüche untersucht. Anschließend erfolgt eine Analyse der praktischen Anwendung dieser Grundlagen. Abschließend wird kritisch geprüft, ob andere, rechtspolitische Instrumente, wie eine Lockerung des Prinzips der Intertemporalität oder die Berücksichtigung präkolonialen Rechts, förderlich für Rückgaben sein können und ob Reformbedarf besteht. Die Analyse zeigt, dass das Völkerrecht zwar einen wertvollen Rahmen für den Schutz und die Rückgabe von Kulturgut bietet, jedoch bisher keinen allgemeinen Rückgabeanspruch auf unter kolonialen Bedingungen verbrachtes Kulturgut bereithält. Insbesondere das Prinzip der Nichtrückwirkung verhindert eine Anwendung der Rechtsgrundlagen auf Kulturgüter aus kolonialen Kontexten. Alternative rechtspolitische Ansätze stoßen auf praktische und völkerrechtliche Herausforderungen und konnten sich bislang nicht als Lösung durchsetzen. Der Beitrag fordert daher verstärkte freiwillige Rückgaben und ein proaktives sowie verantwortungsbewusstes Handeln der ehemaligen Kolonialmächte, um eine Kooperation auf Augenhöhe zu ermöglichen und zur Lösung postkolonialer Konflikte beizutragen.
- Abstract (EN)
- The discussion about the return of cultural property from colonial contexts has gained increased attention in recent years. While some cultural objects removed under colonial conditions have been returned to countries of origin, the majority of them remain in Western collections. The return of these cultural objects could play a critical role in addressing post-colonial conflicts. This paper approaches the return debate from an international law perspective, examining the extent to which international law contains a general right of return for countries of origin regarding their cultural property removed under colonial conditions. To this end, the foundations of international law are first examined with regard to potential return claims. Subsequently, the paper will analyze the practical application of these legal frameworks. Finally, the author will evaluate whether other legal policy instruments, such as exceptions to the principle of intertemporality or the consideration of pre-colonial law, could be conducive to returns and whether there is a need for reform. The analysis shows that although international law provides a valuable framework for the protection and return of cultural property, it does not yet provide a general right of return for cultural property removed under colonial conditions. In particular, the principle of non-retroactivity hinders the application of the legal principles to cultural property from colonial contexts. Alternative legal policy approaches face both practical and legal challenges and have not yet been able to establish a solution. Therefore, the paper calls for increased voluntary returns and proactive and responsible actions by former colonial powers in order to enable cooperation on an equal footing and contribute to the resolution of post-colonial conflicts.
- Freie Schlagwörter (DE)
- Kulturgüterrückgaben, Völkerrechtliche Rückgabeansprüche, UNESCO-Konvention von 1970, Postkoloniale Konflikte, Prinzip der Intertemporalität, präkoloniales Recht
- Freie Schlagwörter (EN)
- Return of cultural property, claims for return under international law, UNESCO 1970 Convention, post-colonial conflicts, principle of intertemporality, pre-colonial law
- Klassifikation (DDC)
- 320
- Klassifikation (RVK)
- PR 2629
- Herausgeber (Institution)
- Technische Universität Dresden
- URN Qucosa
- urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-944863
- Veröffentlichungsdatum Qucosa
- 30.12.2024
- Dokumenttyp
- Buch
- Sprache des Dokumentes
- Deutsch
- Lizenz / Rechtehinweis
CC BY 4.0
- Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis i A. Einleitung 1 B. Völkerrechtliche Rückgabeansprüche (lex lata) 2 I. Vertragsrecht 2 1. Die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten von 1954 2 2. Das UNESCO-Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut von 1970 3 3. Die UNIDROIT-Konvention über gestohlene oder rechtswidrig ausgeführte Kulturgüter von 1995 4 4. Zwischenergebnis 5 II. Völkergewohnheitsrecht 5 1. Völkergewohnheitsrechtlicher Anspruch auf in Kriegszeiten verbrachtes Kulturgut 6 2. Völkergewohnheitsrechtlicher Anspruch auf in Friedenszeiten verbrachtes Kulturgut 6 a) Untersuchung der Staatenpraxis und Opinio Juris 6 b) Prinzip der Wiedergutmachung 8 3. Zwischenergebnis 9 III. Soft Law 9 1. Resolution 3187 (XXVIII) der UN-Generalversammlung von 1973 und Folgeresolutionen 10 2. UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker von 2007 10 3. Ethikkodizes 11 a) Ethische Richtlinien für Museen des ICOM (ICOM-Kodex) von 1986 11 b) Die Bedeutung der Ethikkodizes 12 4. Schlussfolgerungen 13 IV. Zwischenergebnis 13 C. Praxis: Rückgabe von Kulturgütern an Ursprungsstaaten 13 I. Eine Bestandsaufnahme bisheriger Rückgaben 13 II. Der fehlende Rechtsbezug von Rückgaben 14 III. Freiwillige Rückgaben als Alternative? 15 IV. Zwischenergebnis 15 D. Weiterführende Überlegungen (de lege ferenda) 15 I. Fehlende Rückgabeverpflichtung als Anlass für postkoloniale Konflikte? 15 II. Aufweichung des Prinzips der Intertemporalität? 16 III. Berücksichtigung präkolonialen Rechts? 17 IV. Prinzip des „Common Heritage of Mankind” 19 V. Zwischenergebnis 20 E. Fazit und Ausblick 20 Literaturverzeichnis 22